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Zum Film

Ein Sonntag im heutigen Berlin. Ein Picknick im Park. Ein russischer Junge findet eine
Spielzeugpistole und spielt Krieg.
Je länger das Spiel andauert, desto euphorischer steigert er sich in eine verschobene
Wahrnehmung hinein. Die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, zwischen Gegenwart
und Vergangenheit verwischen. Bilder aus einem vergangenen Berlin treten in
Erscheinung: Gebäude mit Einschusslöchern, Straßen, die die Spuren der Bomben des II.
Weltkriegs in sich tragen. Der Junge findet sich plötzlich im tatsächlichen, noch nicht
beendeten, Krieg wieder.
Was muss er tun, um aus seinem Alptraum auszubrechen? Ist dieser Krieg echt oder doch
nur eine Fantasie? Ist der II. Weltkrieg beendet, oder lebt er bis heute fort hinter dem
Antlitz anderer Kriege? Im Verlauf des Films erweitert sich das Bild des Krieges – er
findet nicht allein in Berlin statt, nicht allein zwischen Russen und Deutschen. Sein
Dämon ist präsent in jedem Krieg, der gerade stattfindet und statt gefunden hat und in
jeder zwischenmenschlicher Aggression. Einem Kind ist die Bedeutung des Begriffs
‚Krieg‘ nicht in seinem ganzen Ausmaß bewußt. Erst wenn es seine eigene Sterblichkeit
entdeckt, wird spürbar, wie grausam Krieg ist. „Grisha spielt Krieg“ ist ein filmisches
Poem, in dem Tragik und Selbstironie sich in einem surrealen Spiegel treffen.

(C) Max Preiss

Director’s Statement
Wir möchten die Tradition von Filmen fortsetzen, in denen Krieg aus der Perspektive kindlicher Augen gezeigt wurde. Wenngleich die Kinder dort einen wahren Krieg erlebten, holen unsere Protagonisten Kriegserinnerungen ein, die eine Stadt zu verstecken versucht – nur kann sie sich derer nicht entziehen. Memory of space – das Gedächtnis eines Ortes.
Im Verlaufe des Films erweitert sich das Bild von Krieg – er handelt nicht allein von Berlin, dem Zweiten Weltkrieg. Mehr noch geht es um jeden Krieg, der gerade stattfindet. Jegliche Aggression, die sich zwischenmenschlich abspielt. Dieser Krieg ist vorbei und trotzdem hört es nicht auf.

(c) dffb

KAMERAKONZEPT

Wir bewegen uns im Hier und Jetzt in einem geordneten Umfeld im Park.
Wir sehen die Welt in Farbe und in eher konventionellen, ruhigen Kameraeinstellungen.
Verändert sich aber die Wahrnehmung unseres Protagonisten im Zuge seines Spiels, gehen wir mit. Die Kamera bewegt sich freier und spielerischer – zunehmend auch ungebunden.
Mit eingestreuten Tableaus von Einschusslöchern an Berliner Häuserfassaden schießen wir das erste Mal Schwarz/Weiß in den Film, um uns fortan ohne Farbe durch seine Welt zu bewegen.
Schwarz/Weiß deshalb, weil wir nicht ablenken wollen mit geschönten, bunten Bildern. Weil wir uns Richtung 16mm-Archivmaterial herantasten. Und weil wir ohnehin roh und chaotisch durch eine Welt fliegen, die wir nicht kennen.

(c) Max Preiss

Weitere Informationen zum Film können Sie in unserer Projektmappe entnehmen:

GRISHA SPIELT KRIEG booklet